In Regensburg kehrte das Leben zu seinem Rhythmus zurück, aber alles schien schwarz-weiß zu sein. Die lebendigen Farben der Donau und die mittelalterliche Architektur schienen jetzt gedämpft, als ob die Stadt den Atem anhielt.
Die Albträume
Jede Nacht, wenn die Stadt schlief, kroch eine andere Art von Dunkelheit in meine Träume. Schatten verwandelten sich in groteske Formen und flüsterten Geheimnisse in einer Sprache, die alt und verboten schien. Die Albträume waren immer gleich: Ich wanderte durch die engen Kopfsteinpflasterstraßen der Altstadt, mit dem Gefühl, dass etwas Unsichtbares mich beobachtete, mir folgte.
Die Luft war dick mit einem Nebel, der an der Haut klebte, und die gotischen Spitzen des Regensburger Doms ragten über mir auf, durchbohrten den Nachthimmel. Je weiter ich ging, desto mehr veränderte sich die Stadt. Gebäude verzerrten sich, Straßen verengten sich, und das Vertraute wurde fremd. Die Flüstern wurden lauter, ein Chor von Stimmen, die zu aus den Steinen der Stadt zu kommen schienen.
Die späten Nächte
Diese Träume bluteten in die Realität über. Ich fand mich nachts von den alten Stadtstraßen angezogen, auf der Suche nach… etwas. Eine Lösung? Eine Antwort? Jeder Schritt fühlte sich schwer an, beladen mit einem Zweck, den ich nicht verstehen konnte. Die Stadt war still, bis auf das Geräusch meiner Schritte und das ferne Murmeln des Flusses.
Als ich die Steinerne Brücke überquerte, die seit Jahrhunderten stand, lief mir ein Schauer über den Rücken. Die Albträume fühlten sich hier real an, als ob die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit dünner, ausgefranst wäre.
Und dann, eines Nachts, als der Uhrturm Mitternacht schlug, sah ich es – oder eher fühlte es. Eine Präsenz, gerade außer Sicht, eine Gestalt im Nebel. Ich drehte mich um, aber sie verschwand, hinterließ nur ein Flüstern, das zu sagen schien: “Finde mich.”
Am nächsten Tag, eine Entdeckung: ein altes, ledergebundenes Buch in einer vergessenen Ecke der Stadtbibliothek. Zu meinem Erstaunen beschrieb das Buch alles, was mir im letzten Monat widerfahren war. Selbst die Namen waren korrekt. Wie konnte das sein?
Ich blätterte durch die Seiten, mein Herz schlug schneller bei jedem Detail, das so präzise mein Leben abbildete. Es war, als hätte jemand meine Gedanken gelesen und sie auf Papier festgehalten. Die Ereignisse, die Gespräche, sogar die flüchtigen Gedanken, die ich niemandem anvertraut hatte – alles war da.
Die letzte Seite endete mit dem heutigen Datum und einem Satz, der noch nicht vollendet war. Es war, als ob das Buch auf mich wartete, um die Geschichte fortzusetzen. Ich hob meinen Blick und sah mich um, halb erwartend, den Autor in den Schatten zu entdecken, doch ich war allein.
Mit zitternden Händen legte ich das Buch zurück. Ich verließ die Bibliothek und die Sonne begann gerade unterzugehen, tauchte die Stadt in ein goldenes Licht, das die Schatten lang und düster machte. Ich wusste, dass ich Antworten finden musste, aber wo sollte ich anfangen?
In diesem Moment hörte ich meinen Namen, flüsternd, als ob der Wind selbst zu mir sprach. Ich drehte mich um und da, am Ende der Gasse, stand eine Gestalt, kaum mehr als ein Umriss gegen das Licht…
Fortsetzung folgt.
Alle Personen und Ereignisse in diesem Werk sind fiktiv. Ähnlichkeiten mit realen, lebenden oder verstorbenen Personen oder tatsächlichen Ereignissen sind rein zufällig.
Last Updated on July 5, 2024
by DaF Books