Ich heiße Lukas. Ich bin zehn Jahre alt und ich lebe in einem großen, alten Haus. Es ist sicher, sagen meine Eltern. Wir müssen hier bleiben, weil draußen die Welt nicht mehr so ist, wie sie einmal war. Aber ich höre Dinge. Jede Nacht, wenn ich im Bett liege, höre ich es: ein Stöhnen, ein leises Grollen. Es kommt von den Wänden, tief und dunkel.
“Es ist nur der Wind,” sagt Mama immer. “Du musst keine Angst haben. Wir bleiben hier sicher.”
Aber ich weiß, es ist nicht der Wind. Die Geräusche sind zu traurig, zu schmerzhaft. Ich will meinen Eltern glauben, dass wir bleiben können, ohne Angst zu haben. Aber es wird schwerer, ihnen zu glauben.
Eines Nachts, als das Stöhnen lauter wird, wecke ich meinen Vater. “Hörst du das nicht?” frage ich ihn. Er lauscht, aber dann schüttelt er den Kopf.
“Es ist nichts, Lukas. Versuch zu schlafen. Wir bleiben hier, und alles wird gut.”
Aber nach dieser Nacht passieren seltsame Dinge. Das Essen verschwindet aus der Küche. Unsere Bilder fallen von den Wänden. Und eines Morgens finde ich einen fremden Fußabdruck im Garten – groß und matschig, als ob jemand oder etwas Schweres dort gestanden hätte.
Ich sage meinen Eltern, was ich gesehen habe. “Es sind nur Tiere,” sagt Papa. “Wir bleiben trotzdem sicher.”
Aber ich sehe die Angst in ihren Augen. Sie wissen, dass etwas nicht stimmt.
Dann, eines Abends, als wir alle zusammen sitzen, hören wir es alle: Das Stöhnen ist jetzt ein lautes Wimmern. Es klingt, als ob es direkt neben uns wäre. Mama umarmt mich. Papa steht auf und geht zur Tür.
“Wir müssen bleiben,” flüstert er. “Wir dürfen nicht rausgehen.”
Aber die Tür beginnt zu zittern, als ob etwas dagegen schlägt. Wir halten den Atem an. Papa hält einen Baseballschläger bereit. Die Tür zittert wieder.
Und dann hören wir es, klar und deutlich, eine Stimme, die nicht menschlich klingen kann: “Bleiben… bleiben…”
Papa sieht mich an. “Sollen wir öffnen?”
Last Updated on March 13, 2024
by DaF Books