(Hungry Stomachs on the Red Planet)
Geschichte (Story)
Auf dem staubigen, roten Planeten Mars arbeiteten Mika und Rudi in einer Bergbaukolonie. Jeden Tag hackten sie mit ihren Geräten nach wertvollen Mineralien, die dringend für die Terraforming des Planeten benötigt wurden. Die Arbeit war hart, die Bedingungen unter der Marskuppel rau. “Gegen hungrige Mägen kann man schlecht anarbeiten”, sagte Rudi oft. (A saying they often quoted was “It’s hard to work against hungry stomachs”). Das Essen, das aus rationierten Dosen mit synthetischen Nährstoffen kam, war eintönig und schmeckte künstlich.
Eines Tages fegte ein heftiger Staubsturm über die Kolonie. Der Himmel verdunkelte sich, und der Wind heulte wie ein wildes Tier. Mika und Rudi suchten Zuflucht in ihrem winzigen Wohnmodul. Sie knibbelten an ihren Notfallrationen, kleine Riegel voller Nährstoffe, aber bei weitem nicht genug, um lange zu überstehen.
Als der Sturm endlich nachließ, war die Verbindung zum Hauptquartier unterbrochen. Funkstille. Keine Antwort auf ihre besorgten Nachrichten. Warten auf Rettung oder die Initiative ergreifen? Die Ungewissheit nagte an ihnen.
Rudi starrte finster auf die verschlossene Luke, die zum Gewächshaus führte. “Dort drinnen wächst richtiges Essen”, murmelte er. “Frisches Obst und Gemüse, genug für Wochen.” Im Gewächshaus züchtete die Kolonie mit streng rationierten Wasserressourcen echte Lebensmittel. Aber der Zugang war strengstens verboten. Es war nur für die “Wichtigen” im Hauptquartier bestimmt.
Mika blickte ihn zögernd an. “Aber das ist verboten”, flüsterte sie. Angst kämpfte mit Hunger in ihren Augen. Rudi kniff die Lippen zusammen. “Verhungern ist auch verboten”, sagte er entschieden.
Ein Plan formte sich in seinen Gedanken. Er erklärte ihn Mika in leisen Worten. Zusammen schlichen sie sich durch die staubigen Gänge der Kolonie. Vor dem Gewächshaus summte ein Roboter leise vor sich hin, der für gewöhnlich den Eingang bewachte. Doch durch den Sturm war der Roboter beschädigt, ein schwaches Glimmen war alles, was von seiner Funktionsfähigkeit übrig blieb.
Vorsichtig hebelte Rudi die Luke auf. Feuchte, warme Luft schlug ihnen entgegen. Im Inneren leuchteten künstliche Sonnen über Reihen von saftigem Salat, roten Tomaten und violetten Auberginen. Der Geruch von frischer Erde und sprießenden Pflanzen war überwältigend nach den Monaten der synthetischen Ernährung. Mika und Rudi füllten ihre Taschen hastig mit leuchtend rotem Gemüse und knackigem Salat. Sie pflückten vorsichtig einige pralle Äpfel von einem kleinen Baum.
Plötzlich ertönte ein leises Surren. Erschrocken fuhren sie zusammen. Das schwache Glimmen des Roboters vor der Luke pulsierte plötzlich heller. Hatte er sich repariert? In panischer Hast füllten sie ihre Taschen weiter, bis sie prall gefüllt waren.
Rudi packte Mika am Arm und zischte: “Los, schnell!” Sie sprinten zurück zu ihrem Wohnmodul, die kostbare Fracht sichernd. Hinter ihnen blieb das Gewächshaus still, nur das leise Surren des möglicherweise wieder funktionierenden Roboters drang durch die dünnen Wände des Moduls.
Zurück in ihrem Unterschlupf verschlangen sie hungrig das frische Obst und Gemüse. Jeder Bissen war eine Geschmacksexplosion nach der langen Zeit der eintönigen Nahrung. Während sie aßen, diskutierten sie flüsternd. Sollten sie versuchen, das Hauptquartier zu kontaktieren und ihnen von den beschädigten Systemen und knappen Nahrungsvorräten berichten? Oder sollten sie die neu gewonnene Freiheit nutzen, um selbstbestimmt auf dem roten Planeten zu leben?
Die Entscheidung lastete schwer auf ihnen. Würden sie bestraft werden, wenn sie den “Wichtigen” im Hauptquartier ihre Notlage mitteilten? Oder würden sie gar für den Einbruch ins Gewächshaus eingesperrt? Andererseits, was würde passieren, wenn sie die Verbindung nicht herstellen konnten? Würden sie dann für immer von der Außenwelt abgeschnitten sein, gefangen in ihrer winzigen Unterkunft mit den gestohlenen Lebensmitteln?
Als die letzte Tomate gegessen war, herrschte immer noch Stille. Keine Antwort aus dem Hauptquartier. Draußen vor dem Fenster erstreckte sich die weite, rote Ebene des Mars. In der Ferne glitzerte ein kleiner See, gespeist aus geschmolzenem Eis. Ein See, der vielleicht die Lösung für ihre Probleme barg.
Mit einem entschlossenen Blick zu Mika sagte Rudi: “Wir müssen da raus. Zum See. Vielleicht finden wir dort etwas, das uns weiterhilft.” Mika nickte langsam. Der Hunger war gestillt, aber die Ungewissheit blieb. Ihre Reise auf dem roten Planeten hatte gerade erst begonnen.
Vokabelliste (Vocabulary List)
- Terraforming – Umwandlung eines Planeten in einen Planeten, der Leben beherbergt (transforming a planet into one that supports life)
- Kolonie – Siedlung von Menschen an einem anderen Ort (settlement of people in another place)
- Bergbau – Abbau von Bodenschätzen (extraction of minerals)
- Unterdrückerisch – unfair und kontrollierend (unfair and controlling)
- Staubsturm – ein Sturm, der viel Sand und Staub mit sich führt (a storm that carries a lot of sand and dust)
- Hauptquartier – das zentrale Büro oder der zentrale Standort einer Organisation (head office or central location of an organization)
- Rettungsmannschaft – Menschen, die anderen Menschen in Not helfen (rescue team)
- Schicksal – das, was jemandem im Leben passieren wird (what will happen to someone in life)
- Produktion – die Herstellung von Waren (the making of goods)
- Sprichwort – eine kurze Weisheit (a short saying containing wisdom)
- hungrige Mägen – people who are hungry (literally: hungry stomachs)
- brummen – to make a low, rumbling sound
- rationieren – to limit the amount of something that is available (to ration)
- Dose – a metal container (can)
- Synthetisches – künstlich hergestellt (artificially produced)
- Nährstoffe – substances that an organism needs to live and grow (nutrients)
- Roboter – eine Maschine, die Aufgaben automatisch erledigen kann (robot)
- still – not making any noise (silent)
- Glimmen – a faint light (faint glow)
- Luke – a door or hatch in a spaceship or other spacecraft (hatch)
Last Updated on April 5, 2024
by DaF Books