SZENE 1
[Schauplatz: Das Äußere eines alten Herrenhauses. Auf einem Schild steht “Zu verkaufen”. Ein Auto hält an und EMILY, eine junge und neugierige Frau, steigt aus. Sie betrachtet das Haus mit einer Mischung aus Aufregung und Besorgnis.]
EMILY: [zu sich selbst] Das ist es also. Der Ort, an dem mein Onkel lebte… und starb. Ich kann nicht glauben, dass er es mir hinterlassen hat. Ich habe ihn nicht einmal getroffen.
(Sie holt einen Brief aus ihrer Tasche und liest ihn.)
ANWALT: “Liebe Emily, es tut mir leid, dir mitteilen zu müssen, dass dein Onkel Arthur verstorben ist. Da er keine anderen lebenden Verwandten hatte, hat er dich als Alleinerbin eingesetzt. Du hast sein Herrenhaus und all seine Besitztümer geerbt. Bitte setzen Sie sich so bald wie möglich mit mir in Verbindung, um die Eigentumsübertragung zu regeln. Mit freundlichen Grüßen, Mr. Jones, sein Anwalt.”
(Sie steckt den Brief zurück in ihre Tasche und seufzt.)
EMILY: “Nun, Mr. Jones, ich bin hier. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich mich ein wenig umsehe, bevor ich etwas unterschreibe.”
[Sie geht auf das Haus zu und versucht, die Tür zu öffnen. Sie ist verschlossen. Sie sucht unter der Fußmatte nach einem Schlüssel, findet aber keinen. Sie bemerkt ein Fenster, das leicht geöffnet ist, und beschließt, hindurchzuklettern].
EMILY: [zu sich selbst] Ich hoffe, dass mich niemand sieht. Ich will nicht wegen Einbruchs verhaftet werden.
[Sie schafft es, ins Innere des Hauses zu gelangen und sieht sich um. Sie sieht Staub, Spinnweben und alte Möbel. Sie hustet.]
EMILY: “Wow, was für ein Chaos hier. Es sieht aus, als wäre seit Jahren niemand mehr hier gewesen.”
[Sie geht durch den Korridor und sieht verschiedene Räume. Sie öffnet einen von ihnen und findet eine Bibliothek. Sie keucht.]
EMILY: “Oh, wow. Sieh dir all diese Bücher an. Ich liebe Bücher. Vielleicht finde ich hier etwas Interessantes.”
[Sie betritt die Bibliothek und stöbert in den Regalen. Sie nimmt ein Buch in die Hand und liest den Titel.]
EMILY: [zu sich selbst] “Die Geschichte der Magie und des Okkulten. Hmm, das klingt faszinierend.”
[Sie schlägt das Buch auf und blättert durch die Seiten. Sie sieht Diagramme, Symbole und Zaubersprüche. Sie liest laut vor.]
EMILY: “Um einen Geist zu beschwören, brauchst du einen Kreis aus Salz, eine Kerze, einen Spiegel und einen Tropfen Blut. Stelle die Kerze in die Mitte des Kreises, zünde sie an und sprich die folgenden Worte: Spiritus, veni ad me. Spiritus, audi me. Spiritus, loquere mich.'”
[Sie hört auf zu lesen und zittert.]
EMILY: “Das ist gruselig. Ich frage mich, ob es funktioniert.”
[Sie stellt das Buch zurück ins Regal und nimmt ein anderes in die Hand.]
“Das Tagebuch der Elisabeth Jones”.
EMILY: Wer ist Elizabeth?
(Sie schlägt das Tagebuch auf und liest die erste Seite.)
EMILY: [Sie liest laut vor.]
“Mein Name ist Elizabeth. Ich schreibe dieses Tagebuch, um die Ereignisse meines Lebens festzuhalten, das nichts als Elend und Schmerz war. Ich bin mit einem Mann verheiratet, der der leibhaftige Teufel ist. Er behandelt mich wie eine Gefangene, eine Sklavin, ein Spielzeug. Er schlägt mich, verbrennt mich, schneidet mich, ohne Gnade oder Reue. Er benutzt Silber, Kerzen und einen Spiegel, um mich zu quälen. Er sagt, er liebe mich, aber er lügt. Er liebt nur sich selbst und seine dunklen Künste. Er hat einen Geist beschworen, der dieses Haus heimsucht und mich quält. Ich habe keinen Ausweg, keine Hoffnung, keine Freude. Ich wünschte, ich wäre tot.”
(Sie hört auf zu lesen und keucht.)
EMILY: “Oh, mein Gott. Das ist ja furchtbar. Wer war diese Frau? Und wer war ihr Mann? Und welchen Geist hat er beschworen?”
[Sie sieht auf das Datum des Tagebuchs.]
EMILY: “1856. Das wurde vor über hundert Jahren geschrieben.”
[Sie spürt ein plötzliches Frösteln und hört ein leises Flüstern]
ELISABETHS GEIST: “Hilf mir.”
[Emily lässt das Tagebuch fallen und schreit. Sie rennt aus der Bibliothek und knallt die Tür hinter sich zu. Sie atmet schwer und versucht, sich zu beruhigen.]
EMILY: [zu sich selbst] Was war das? Habe ich gerade eine Stimme gehört? Werde ich jetzt verrückt? Nein, nein, das war wahrscheinlich nur der Wind. Oder meine Einbildung. Ja, das war’s. So etwas wie Geister gibt es nicht.
(Sie lacht nervös und wischt sich die Stirn.)
EMILY: Ich muss hier raus. Dieser Ort verursacht mir eine Gänsehaut.
[Sie geht zurück zu dem Fenster, durch das sie hereingekommen ist, und versucht, es zu öffnen. Es klemmt. Sie drückt fester, aber es lässt sich nicht bewegen. Sie gerät in Panik.]
EMILY: “Oh, nein. Ich bin gefangen. Ich bin in diesem Spukhaus gefangen.”
[Sie hört ein weiteres Flüstern:]
ELISABETHS GEIST: “Hilf mir.”
[Emily schreit wieder und hält sich die Ohren zu.]
[Die Lichter flackern und erlöschen.]
[Der Vorhang fällt.]
Last Updated on February 22, 2024
by DaF Books