Hanna und Walter waren beide in ihren Sechzigern und lebten in einem kleinen Dorf am Rande des Waldes. Sie hatten keine Kinder, aber sie hatten sich gegenseitig. Ihre Liebe war tief und ihre Verbundenheit stark.
Hanna hatte ein besonderes Talent: Sie konnte die Erinnerungen anderer Menschen sehen. Wenn sie jemanden berührte, fühlte sie die Freude, den Schmerz und die Träume, die in den Tiefen ihrer Seele verborgen waren. Walter wusste von ihrer Gabe und liebte sie dafür.
Eines Tages traf Hanna auf eine alte Frau namens Elsa. Elsa war einsam und vergessen. Ihre Kinder waren weit weg, und ihre Freunde waren gestorben. Hanna spürte Elsas Einsamkeit und beschloss, ihr zu helfen.
Sie nahm Elsas Hand und schloss die Augen. Plötzlich sah sie Bilder: Elsa als junges Mädchen, wie sie im Regen tanzte, ihre erste Liebe, ihre Träume von der Welt. Hanna erzählte Elsa von den Erinnerungen, die sie gesehen hatte. Elsa lächelte und fühlte sich wieder lebendig.
Walter war skeptisch. “Kannst du wirklich die Erinnerungen anderer Menschen sehen?” fragte er. “Es klingt wie Magie.”
Hanna lachte. “Vielleicht ist es Magie”, sagte sie. “Aber es ist auch Liebe. Die Liebe, die wir füreinander haben, verbindet uns mit den Herzen der Menschen um uns herum.”
Gemeinsam begannen Hanna und Walter, sich um Elsa zu kümmern. Sie besuchten sie jeden Tag, hörten ihre Geschichten und lachten über alte Zeiten. Elsa blühte auf, und ihre Augen strahlten vor Glück.
Eines Tages nahm Hanna Elsas Hand und sagte: “Du bist nicht allein, Elsa. Wir sind hier, um dich zu erinnern und zu lieben.” Elsa lächelte und drückte Hannas Hand.
Walter sah die beiden Frauen an und wusste, dass sie etwas Besonderes hatten. Sie hatten die Gabe, die Erinnerungen der Menschen zu bewahren und ihre Einsamkeit zu lindern. Und so lebten sie glücklich bis ans Ende ihrer Tage – zwei Menschen ohne Kinder, aber mit einem Herzen voller Liebe und Erinnerungen.
Last Updated on April 29, 2024
by DaF Books